17.3.11

Jakob der Lügner

In den rührenden 1975 Film ,,Jakob der Lügner", dessen Titelfigur Vlastimil Brodský darstellt, geht es um einen Mann, der 1944 mit seiner jungen Nichte in einem Ghetto Osteuropas wohnt. Am Anfang des Filmes hört Jakob zufällig eine Radiosendung, die sagt, dass die Russen ganz nah sind. Das Radio gehört einem SS-Mann; der Besitz von Radios ist Juden verboten.


Da die Juden keine Nachrichten hören, ist ihnen kein Ende des Krieges in Sicht. Mischa, ein Freund von Jakob, ist bereit zu riskieren, erschossen zu werden, um ein paar Kartoffeln zu kriegen. Jakob muss ihn überzeugen, weiter zu leben, also erzählt er ihm eine Notlüge: er sagt, dass er ein Radio hat, und darum weiß er, dass die Russen bei Bezanika sind. Mischa, überrascht, sucht die Kartoffeln nicht; erschossen wird er auch nicht. Am nächsten Tag hat jeder im Ghetto die gefährliche Nachricht gehört, dass Jakob angeblich ein Radio hat. Alle bitten ihn um Nachrichten. Da er kein Radio hat, muss er ,,Nachrichten" erfinden. Die Menschen im Ghetto sind froh, dass die Russen immer näher werden, aber sie leben trotzdem in Angst, dass ein Nazi herausfinden wird, dass ein Jude ein Radio besitzt. Bald reut Jakob, dass er gelogen hat, aber ist est zu spät, und er muss immer weiter lügen.


Nachdem man diesen traurigen Film gesehen hat, muss man sich fragen, ob Jakob hätte lügen sollen. Anscheinend hat er das Wohl und das Leben von jedem im Ghetto riskiert, denn es wäre schlimm, wenn die Nazis vom Radio gehört hätten. Aber die Juden waren ohnehin schon in einer schlimmen Lage. Mit oder ohne Jakobs Lügen wären die Leute wahrscheinlich ans Konzentrationslager verschlagen worden. Jakob hat sie nur ein bisschen ermutigt. Und diese Ermutigung war nicht sinnlos, weil die Russen doch relativ nah waren. Sie konnten aber einfach nicht schell genug ankommen. Wenn die Russen gekommen wären, wäre Jakob für einen Held gehalten, und er hätte Mischa von einem sinnlosen Tod bewahrt. Wie es war, gab Jakob allen ein bisschen Hoffnung, er gab seiner Nichte ein bisschen Unterhaltung, und er gab Mischa und seiner Verlobte noch ein bisschen Zeit zusammen. Meiner Meinung nach hat Jakob der Lügner kein Unrecht getan.

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